Frankfurter Rundsschau- Alles für den Hund

22.12.2014

Braune Augen schauen aus dem schwarzen Fellkleid, das sich an den Schlappohren zu Löckchen kräuselt. Hund Gordon, Rasse Gordon Setter, ist Kristine Schirmers Geschäftsgeheimnis. Schon an der Tür ihres Hundesalons zieht er alle Kunden in seinen Bann. Während Hunde professionelle Fellpflege bekommen, versüßt der Setter den Besitzern die Zeit, lässt sich kraulen und beweist dabei besondere Ausdauer. Mit Gordon und dem Hundesalon an der Bierstadter Höhe 8 in Wiesbaden erfüllte sich die 46-jährige Schirmer ihren Lebenstraum. „Ich wollte Hundefrisörin werden.“

Im Inneren des Salons liegt dunkler Holzfußboden: „Alles ist im alten englischen Stil“, sagt Schirmer, während sie in einem Ledersessel sitzt und Latte Macchiato trinkt. Rechts flackern Flammen ihres Kaminofens, links liegt Gordon auf einem Hundebett aus Plüsch.

In den Regalen stapeln sich Hundespielzeuge, die aussehen, als fänden sie auch in einem Kinderwagen Platz. „Natürlich brauchen Hunde nicht unbedingt so etwas, doch meine Kunden lieben eben ihre Tiere“, sagt Schirmer. Halsbänder aus Leder oder Filz mit Edelweiß, Glitzersteinen oder Totenköpfen hängen an weißen Hundeköpfen aus Porzellan. Eine Kombination von Leine und Halsband davon kostet rund 200 Euro.
Doch trotz der Luxusartikel, der Salon wirkt nicht etepetete.

Im Gegenteil, durch die dort verbauten Materialien strahlt er Natürlichkeit aus – wie Kristine Schirmer . Sie trägt Jeans, Stiefel und T-Shirt. „Wenn Hunde meinen Salon verlassen, sehen sie noch aus wie Hunde, nicht wie Pudel aus rosa Plüsch“, sagt sie. Sie rasiert die Hunde nie, macht lediglich Fellpflege, badet, bürstet und trimmt. Als Kind hatte Schirmer einen Cockerspaniel. Sie liebte es, ihn zu kämmen und zu pflegen. Eine Sendung im Fernsehen erinnerte sie 2004 plötzlich daran. Udo Walz und Rudolph Moshammer eröffneten einen Luxushundesalon. Schirmer war begeistert. Eigentlich arbeitete sie erfolgreich als Bankerin in Frankfurt.

Doch die Idee vom Hundesalon ließ sie nicht mehr los: Sie begann neben ihrer Arbeit eine Ausbildung zur Hundefrisörin. Nach drei Jahren beherrschte sie die Kunst: „Ich hätte jede Rasse für eine Hundeshow schneiden können“, sagt sie. Als sie jedoch ihren Job kündigen wollte, bot ihr die Bank an, in Indien eine Filiale aufzubauen. Sie willigte ein: „Meinen Traum verstaute ich erstmal in der Schublade.“
2007 kam sie nach Deutschland zurück und kündigte ihren Job. Dann ging alles schnell: Sie erstellte einen Businessplan, Freunde entwarfen für sie ein Logo, gemeinsam mit einem Architekten gestaltete sie das Interieur und bestellte die fachgerechte Ausstattung. Und sie schaffte sich Gordon an.

Im August 2008 eröffnete der Salon „Gordon, der gepflegte Hund“. Nicht alles lief ohne Schwierigkeiten: Vorher genoss Schirmer als Bankangestellte viel Ansehen: „Jetzt war ich Hundefriseuse. Ich habe mich kaum getraut, das auszusprechen“, erinnert sie sich. Doch die Menschen in ihrem Umfeld bewunderten sie für den Mut, den sie bewiesen hatte, um ihren Traum zu erfüllen. „Heute strahle ich, wenn ich sage, was ich mache.“

Schirmer holte sich Hilfe für ihre Existenzgründung bei Berufswege für Frauen und unterstütze später das Projekt „Social Business Women“ des Vereins „Berufswege für Frauen“ in Wiesbaden. Anschließend wurde sie sogar Werbegesicht für diese Aktion. „Das verschaffte meinem Salon im Jahr 2010 viel Aufmerksamkeit.“ Heute ist sie vier bis sechs Wochen im Voraus ausgebucht.

Im November 2011 eröffnete Schirmer einen zweiten Salon, dieses Mal in der indischen Stadt Pune . „Man glaubt es kaum, doch in Indien stößt das Geschäft auf große Nachfrage.“ Kristine Schirmer spendet das Geld, das ihr Franchise-Unternehmen abwirft, an eine Schule in Indien.